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Ausverkaufte Jubil�umsmesse

Bereits im Vornherein war klar, dass das 10-jährige Jubiläum der Fespa Digital ein attraktives Branchenereignis werden würde. Die Messe war, trotz grosser Konkurrenz durch die Drupa dieses Jahres, mit über 450 Ausstellern komplett ausverkauft.

angela starck Für vier Tage war das Amsterdamer RAI Exhibition Centre die Hochburg der Grossformatdruck-Branche. Die Fespa Digital 2016 lockte wiederum zahlreiche Grossformatdruck-Interessierte an – 16 309 Ein­-zelbesucher und 23 240 Besucher insgesamt meldeten die Veranstalter. Dies entspricht ungefähr der Besucherzahl der letzten Fespa Digital 2014 in München. In Anbetracht des frühen Messezeitraums und der grossen Konkurrenz zur Drupa ist dies jedoch ein grosser Erfolg, denn gegenüber der Fespa Digital, die 2012 in Barcelona zur ähnlichen Zeit stattfand, war es eine Steigerung der Besucherzahl um 34 Prozent. Die Messegäste kamen aus 120 Ländern und sie bekamen Einiges zu sehen – viele Hersteller nutzten die Messe zur Vorstellung ihrer neuesten Produkte, darunter zahlreiche neue Grossformatdrucksysteme.

Textildruck weiter im Aufwind

Auffällig war auch in diesem Jahr vor allem die grosse Zahl der Textildrucksysteme und Anwendungen, die nicht nur im Rahmen der Fespa Textile gezeigt wurden. Viele Stände zogen die Aufmerksamkeit mit Textilbannern, überdimensionalen Leuchtkästen mit Textilbespannungen und anderen fantasievollen textilen Installationen auf sich. Gerade der Soft-Signage-Bereich entwickelt sich positiv – einer Studie des Industrie-Forschungsunternehmens IT Strategies zufolge soll der Soft-Signage-Markt zwischen 2015 und 2020 um acht Prozent wachsen – aber auch der digitale Druck von Mode und Heimtextilien zeigt deutliche Wachstumstendenzen.

Entsprechend beeindruckend war die Anzahl der Maschinen-Neuvorstellungen im Textildruckbereich. So präsentierte zum Beispiel Durst auf Basis der Water Technology gleich mehrere neue Textilprinter. Das Highlight war der Rhotex 500, der erste fünf Meter breite Dye-Sublimations-Drucker für nahtlose und extrabreite Soft-Signage- und Fabrics-Anwendungen am Markt. Er arbeitet mit wasserbasierten Dispersionstinten und bedruckt unbeschichtete und beschichtete Polyesterstoffe mit Ausgabegeschwindigkeiten von bis zu 310 Quadratmetern pro Stunde. Für den Textildruck im Bereich Heimtextilien, Bekleidung und Polsterbezüge stellte das Unternehmen zudem den Alpha 190 vor. Für diesen Printer bietet der Hersteller Reaktiv-, Säure-, und Dispersionstinten für Baumwolle, Seide und andere Textilien. Das flexibel einsetzbare System soll Druckdienstleistern einen einfachen Einstieg in die Produktion von Textilien ermöglichen.

Auch Mimaki stellte gleich mehrere Textildrucker vor. Der TS500P-3200 ist ein 3,2 Meter breiter Rollen-Sublimationsdrucker, der speziell für den Transferpapierdruck in der Textilindustrie entwickelt wurde. Er bietet sich für ein breites Spektrum von Anwendungen in den Bereichen Heimtextilien und Dekorstoffen an. Bei diesem System sollen neue Druckköpfe und eine neue Medienzuführung für eine hohe Produktivität von 180 Quadratmetern pro Stunde und qualitativ hochwertige Drucke sorgen. Ebenfalls neu ist der Mimaki TS300P-1800, ein 1,8 Meter breiter Rollen-Sublimationsdrucker. Das Transferpapiersystem arbeitet mit sechs Farben und erreicht eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 115 Quadratmetern in der Stunde.

EFI präsentiert im Rahmen der Fespa Digital 2016 gleich sechs neue LFP-Systeme, darunter die Fabrivu-Textildrucker, die es mit Druckbreiten von 1,8 und 3,4 Metern gibt. Sie entstanden in Zusammenarbeit mit EFI Reggiani, einem weltweit führenden Anbieter von Textildrucktechnologie, den EFI im Juli 2015 übernommen hatte. Der Fabrivu arbeitet mit wasserbasierten Druckfarben und soll den Weg für neue, profitable Anwendungen ebnen. Ebenfalls am EFI-Stand zu sehen war der Reggiani Renoir Next 180, ein flexibles, 1,8 Meter breites Textildrucksystem für den Druck auf Textilien und Papier für den industriellen Dekor-, Textil- und Bekleidungsdruck, der mit wasserbasierten Dispersions-, Säure-, Pigment-, Reaktiv- und Sublimationstinten arbeitet.

Kornit Digital stellte mit dem Storm Hexa und dem Storm 1000 zwei neue Systeme für das direkte Bedrucken von Textilien (Direct-to-Garment) vor. Die Storm-Serie ist für mittelständische Unternehmen konzipiert. Der Storm 1000 ist die Standardkonfiguration der neuen Produktfamilie und verfügt über 12 Druckköpfe in einer CMYK- und Weiss-Konfiguration. Der Druckbereich liegt bei bis zu 50 × 70 Zentimetern. Der Storm Hexa ist mit 16 Druckköpfen und zwei weiteren Farben (Rot, Grün) ausgestattet. Beide Systeme produzieren bis zu 170 Kleidungsstücke pro Stunde, einschliesslich Inline-Vorbehandlung.

Im Trend: UV-LED-Drucksysteme

Auf grosses Interesse stiessen auch UV- und UV-LED-Drucksysteme, die sich zum direkten Bedrucken von starren und flexiblen Medien eignen. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich gerade die UV-LED-Systeme, die zur Härtung der Tinten LEDs statt Quecksilberdampflampen nutzen – die Hersteller scheinen die Schwierigkeiten dieser Technologie hinsichtlich der aufwendigen Abstimmung von Tinte und Bedruckstoff mehr und mehr in den Griff zu bekommen. So kann diese Art der Härtung ihre Stärken wie die Einsparung von Energie und das Wegfallen der Ozon-Emissionen sowie die lange Haltbarkeit der LEDs ausspielen.

Mimaki zeigte zum Beispiel sein neues UV-LED-Drucksystem UJV55-320, für das das Unternehmen bereits an den ersten beiden Messetagen 30 Bestellungen verzeichnen konnte. Das als erschwinglich bezeichnete 3,2 Meter breite Drucksystem besitzt laut Hersteller eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 110 Quadratmeter pro Stunde und eine Druckauflösung von maximal 1200 dpi. Die Tinten sind in einem Vier- oder Sechsfarbensatz plus Weiss konfigurierbar.

Auch der Vutek HS125 Pro, der bislang schnellste UV-LED-Rolle-zu-Rolle-Printer von EFI, feierte sein Debüt. Der Hybridprinter mit einer Druckbreite von 3,2 Metern soll bis maximal 318 Quadratmeter in der Stunde verarbeiten können und wurde hauptsächlich für die Produktion von POS-Applikationen konzipiert. Ebenfalls neu von EFI ist der H1625-SD, ein UV-Hybriddrucker mit einer Druckbreite von 1,65 Metern, der den Direktdruck auf thermoformbare Substrate mit nahezu fotografischer Bildqualität ermöglichen soll.

Eine neue industrielle UV-Druckmaschine stellte HP mit der Scitex 9000 und den passenden geruchsarmen HDR245-Scitex-Tinten vor. Das System, das für die Produktion von Schildern und Displays gedacht ist, wird zum Preis einer Einstiegslösung angeboten. Es bietet eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 90 Bögen pro Stunde und bedruckt Formate bis 160 × 320 Zentimeter mit sechs Farben.

Auch im Bereich der grossformatigen Eco-Solvent-Drucker gab es Neuigkeiten. So stellte etwa Roland DG mit Truevis eine neue Generation von Print-und-Cut-Maschinen vor, die bislang aus dem Truevis VG-640 und dem VG-540 mit Druckbreiten von 162 und 137 Zentimetern besteht. Die Geräte, die Drucke auch konturschneiden können, liefern Produktionsgeschwindigkeiten bis zu 34,8 Quadratmeter pro Stunde. Sie arbeiten mit bis zu acht Farben inklusive Weiss.

Neues bei Medien und Tinten

Viele Hersteller nutzten die diesjährige Fespa Digital zur Vorstellung neuer Verbrauchsmaterialien und Weiterverarbeitungsmöglichkeiten. Auch in diesem Bereich stand das Thema Textildruck im Vordergrund. So stellte etwa Sun Chemical seine neue Sun-Tex-­Tintenserie vor. Dabei handelt es sich zum einen um Dye-Sublimationstinten für den Transferdruck, zum anderen um Dispersionstinten, die sich zum direkten Bedrucken von Textilien eignen.

Bordeaux stellte ebenfalls eine neue Textildrucktinte vor. Die Eden PG genannte Tinte soll sich für das Bedrucken aller Arten von Textilien eignen. Laut Angaben des Herstellers ist keine Vorbehandlung der Stoffe nötig und sie sollen auch nach dem Bedrucken ihren natürlichen Touch behalten.

Bei den Bedruckstoffen präsentierte unter anderem Texo Trade Services erstmals ein fünf Meter breites Canvas-Material namens Pearl Lightbox, das sich für die Hinterleuchtung eignet.

Bei Brett Martin, Hersteller von bedruckbaren Kunststoff-Flachplatten verschiedenster Art, feierte in Amsterdam mit Marpet-a FS aPET, ein neues Sortiment von hochtransparenten, amorphen Polyesterplatten Premiere. Dieses Material, so das Unternehmen, verbindet eine hohe Schlagfestigkeit, chemische Beständigkeit sowie ein günstiges Brandverhalten und eignet sich zum Flach- oder Kaltbiegen.

Neschen zeigte entsprechend dem steigenden Bedarf nach nachhaltigen Tapeten für die individuelle Wandgestaltung seine neuen PVC-freien Bedruckmaterialien aus dem Green Wall-Sortiment. Die sechs Performance-Vliestapeten sind teilweise mit Texturen versehen und erlauben Druckbreiten bis 160 Zentimeter.

Zudem stellte Neschen zwei neue, selbst produzierte und komplett ausgestattete Laminatoren vor. Der Heisslaminator Neschen Hotlam 1650 TH und der Kaltlaminator Coldlam 1650 bieten eine maximale Breite von 165 Zentimetern und hohe Verarbeitungsgeschwindigkeiten.

Für seinen Schneidetisch Kongsberg C64 zeigte Esko die neue halbautomatische Zuführanlage i-BF60. Diese soll Materialien bis zu 50 Kilogramm bewegen können.

Fazit

Insgesamt stand auf der Fespa Digital 2016 nicht mehr die höchstmögliche Produktivität im Vordergrund, stattdessen scheint der Wunsch nach flexibler Einsatzfähigkeit im unteren und mittleren Produktionsbereich zuzunehmen.

Zu den am stärksten wachsenden Segmenten wird auch weiterhin der digitale Textildruck zählen, denn ob es nun um den Druck von Soft Signage, Bekleidung oder Heimtextilien geht, im Gegensatz zu traditionellen Methoden, Textilen zu bedrucken, zeichnet sich die digitale Technologie dadurch aus, dass sie weniger Ressourcen verbraucht, kostengünstiger ist und schnellere Produktionszyklen ermöglicht.

Die nächste Fespa, die auch wieder das Thema Siebdruck umfasst, wird vom 8. bis 12. Mai 2017 in Hamburg stattfinden. 

Hier finden Sie eine Bildgalerie mit einer Auswahl der Produkt-Highlights auf der Fespa Digital Anfang März in Amsterdam.